Reisejournal
von Miguel Buenrostro
Mitten in der nördlichen Sierra von Oaxaca ragen die Berge der Mixe in den Himmel, und mit der aufgehenden Sonne entfaltet sich eine Symphonie. Um sechs Uhr morgens strömen die Melodien von den Bergen herab und führen die Kinder von Santa María Tlahuitoltepec von ihren Häusern zur städtischen Musikschule. Zusammen mit dem Wind und dem Rauschen des Waldes werden hier musikalische Welten in den jungen Menschen gesät.
Den ganzen Tag über ist die Luft von Tlahui erfüllt vom Rhythmus der Blaskapellen, die in jedem Winkel der Stadt erklingen. Selbst wenn die Trompete von Miles Davis durch die heiligen Hallen von Marcelos Bar hallt, die hier als Tsakpaak bekannt ist, verstärkt die natürliche Akustik der Berge jeden Ton und schafft so eine Art Stereoanlage in der Sierra.
Tlahui ist mehr als nur ein Bergdorf – es ist ein wahres Amphitheater der Klänge, in dem die Geräusche der Natur auf die komplexen Melodien der Menschen treffen. Meine Reise nach Tlahui wurde begleitet von meinem Freund und Musiker Facundo Vargas, liebevoll „Kunt“ genannt. Ein Musiker, der in Oaxaca und Mexiko-Stadt für seine Improvisationskunst bekannt ist. Kunt machte mich mit den pulsierenden Klängen vertraut, die das Leben in den nördlichen Mixe-Bergen bestimmen. Durch ihn lernte ich einen Ort kennen, an dem Tradition und Innovation im musikalischen Schaffen zusammenfließen.
Einer der Höhepunkte meiner Zeit in Tlahui war die Gelegenheit, den Proben der explosiven Band „Los Pream“ beizuwohnen, in der Kunt selbst Posaune spielt. Los Pream entstand aus dem Wunsch heraus, die unerforschten Gebiete der Improvisation zu erkunden, und stellt eine gewagte neue Grenze in der Musiklandschaft der Sierra de Oaxaca dar. Ihr Debütalbum „Lëkïxï Ëjts“, das sie innerhalb von drei Tagen in einem alten Lehmziegelhaus im Herzen ihrer Gemeinde aufnahmen, zeugt von ihrer unermüdlichen Hingabe an ihr Handwerk.
Mit jedem Stück nehmen Los Pream den Hörer mit auf eine Reise durch den Reichtum der Mix-Kultur, indem sie Elemente aus Funk, Balkan und Jazz mit den ehrwürdigen Traditionen ihrer Vorfahren vermischen. Es ist ein Fest der Vielfalt, eine Symphonie der Stimmen, die die Seele von Tlahui und darüber hinaus berührt.
Als die Sonne an einem weiteren Tag in Tlahui untergeht, werde ich an die zeitlose Schönheit dieses Ortes erinnert, an dem Musik mehr ist als ein Klang – sie ist eine Lebensweise. Und wenn ich gehe, nehme ich die Akustik der Sierra mit.
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Los Pream besteht aus:
Vladimir Medina (Keytar)
Konk Balam (Gitarre)
Mario Rubén Cardoso (Trompete)
Andrés Vargas (Trompete)
Facundo Vargas (Posaune)
Oscar Martínez (Tuba)
Jonás Uriel (drums)